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Expeditionsbericht

Männer, die auf Wolken starren

Wenn wir eines lernen in diesen Tagen, so ist es die Unberechenbarkeit des Wetters. Der kanadische Sommer ist ein launisches Wesen. In vielen Momenten zeigt er sich von seiner schönsten Seite. Man sieht es der Bräune in Gesicht und Armen mittlerweile an.

Doch wehe, wir paddeln manchmal auch nur eine Biegung weiter. Schon geraten wir in einen heftigen Schauer, der seinesgleichen sucht. Regenjacke, Spritzschutz, Südwester? Vergesst es. Dann hilft nur noch: in rasender Geschwindigkeit anlegen, Boot festmachen, in den Wald und das Tarp aufspannen. Und spätestens dann bricht das Unwetter auch schon schon über einen herein: Mit gewaltigen Windböen, teilweise Hagel und Unmengen Regen. Nach einer halben Stunde ist dann meistens alles wieder vorbei. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, war da was?

Es gibt aber auch den anderen Regen in Kanada, den „Ich ziehe knapp an Euch vorbei und ärgere Euch“-Regen. Wir haben also gerade mit der obigen Prozedur einen Regenunterstand aufgebaut…. und es tröpfelt über Stunden links ein bisschen und rechts ein bisschen. War es das jetzt, kommt da noch was? Denn bei Regen können wir fahren, nicht aber bei einer Sintflut. Und so starren wir mit bangem Blick in den Himmel und versuchen uns als Meteorologen. Motto: Wenn’s mal wieder länger dauert. Bei einem solchen Anlass ist auch das – tatsächlich ungestellte – Foto in diesem Beitrag entstanden. Das Warten auf Regen oder eben Nicht-Regen war dann doch zu ermüdend.

Mittlerweile haben wir aber weitere ausgefeilte Taktiken entwickelt, um dem Regen ein Schnippchen zu schlagen. Methode I: Boot treiben lassen, bis der Regen vor einem niedergeregnet ist. Methode II: Wetterbericht ignorieren. Das Wetter lässt sich hier genau so treffsicher vorhersagen wie die Lottozahlen. Methode III haben wir vor wenigen Stunden an unserem Nachtlager auf einer Insel ausprobiert. Während es um uns herum auf allen Seiten über Stunden schüttete, schien auf unser Lager die warme Abendsonne. So machen es wohl die wahren Profis in diesem kanadischen, ein wenig launischen Sommer.

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