PS: Inzwischen ist der Blog wieder weitestgehend vollständig nutzbar. Der technische Zahn der Zeit hatte vieles außer Gefecht gesetzt. Nun sind wir technisch wieder Very-up-to-date. Danke für Euer Verständnis, falls das ein oder andere optisch noch nicht wieder ganz so aussieht wie früher.
Alle GPS-Waypoints und Tracks für den Yukon liefern wir Euch hier. Sie beginnen in Whitehorse (Kanada) und reichen bis Emmonak an der Beringsee. Auf vielfachen Wunsch liefern wir Euch hier den Download der GPX-Datei mit den detaillierten Wegpunkten.
Inhalt: Mehr als 3000 Waypoints und Tracks
Strecke: Whitehorse/Kanada bis Emmonak/Alaska
Format: GPX-Datei
Kompatibilität: GPS-Geräte, Google Earth, QGIS etc.
Lizenz: Private Verwendung, keine kommerzielle Nutzung, öffentliche Wiedergabe nur mit Angabe der Quelle
Wer sich mit Geodaten etwas auskennt, kann von jedem Tracking Point auch die Zeitstempel auslesen. Dann seht Ihr, wie lange es von einem bis zum anderen Bereich auf dem Yukon dauert. Wir haben auch noch separate Daten mit allen unseren persönlichen Wegpunkten wie Städten am Yukon, Einkaufslisten und Zeltplätzen. Bitte schreibt uns an mail@yukon-blog.de, falls Ihr daran Interesse haben solltet.
Herausforderungen gibt es auf dem Yukon mehr als genug. Doch wie gehen wir mit Warnungen von Einheimischen um? Wenn plötzlich jemand unseren Traum infrage stellt? Lest hier im Yukon-Blog eine neue Kurzgeschichte.
Warnende Worte in Circle City
„Ihr werdet es niemals bis zur Beringsee schaffen“. Sagt da dieser kleine, dunkelhaarige junge Mann am Ufer. Ihr werdet es niemals schaffen. Das sitzt. Wir haben hier in Circle City gerade kurz vor Ladenschluss noch ein paar sündhaft teure Zwiebeln gekauft. Und jetzt sitzen wir auf einer Holzbank in der Nachmittagssonne, in der letzten Stadt am Yukon, die noch durch eine Straße erreichbar ist. „Der Yukon ist lang, er ist sehr gefährlich“, sagt dieser Mann namens Aiden, der sich zu uns gesellt hatte. Bis zur Beringsee sei es noch weit. Zu weit.
Ihr werdet es niemals schaffen.
Ist dieser Mann ein Prophet? Ein Mann, der unser Unheil kommen sieht, weil er den Yukon kennt wie seine Westentasche? Ein wenig irritieren uns seine vehementen Worte schon. Die Einheimischen sollten ihren Fluss, ihr Lebenselixier doch eigentlich am besten kennen. Haben wir vielleicht doch noch keine rechte Ahnung davon, was auf den verbleibenden 2000 Kilometern auf uns wartet?
Vielleicht aber weiß vielmehr Aiden nicht, dass wir unsere Expedition zwei Jahre lang geplant haben. Dass wir uns intensiv auf viele Unwägbarkeiten auf dem Yukon eingestellt, nur die beste Ausrüstung gekauft und schon 1000 Kilometer hinter uns haben. 1000 Kilometer, die teilweise hart waren. Wir wissen ja selbst, dass der härteste Teil noch kommt: weniger Strömung, unplanbares Wetter, kurze Tage, Stürme. Und uns ist klar, dass noch vieles passieren kann, was uns zwischen dem Hier und Jetzt und der Beringsee mächtig in die Quere kommen kann.
Ihr werdet es niemals schaffen.
Aidens Worte haken sich im Kopf fest, auch wenn sie sich nicht festhaken sollen. Er will mit uns am Abend selbstgemachten Schnaps trinken. Wenn Ihr schon mal hier seid, so das unausgesprochene Motto, könnt ihr mir doch Gesellschaft leisten. Doch uns ist nicht wohl dabei. Wir wollen nicht zelten in Circle, einem Dorf, in dem erfahrungsgemäß nachts herumbrausende Quads den Schlaf stören. Und Schnaps trinken wollen wir gerade eigentlich auch nicht. Wir wollen los, unser Abenteuer auf dem Yukon soll weitergehen.
Ihr werdet es niemals bis zur Beringsee schaffen.
Diese Worte hallen nach. Doch als wir Circle in Richtung Yukon Flats verlassen und unsere Paddel ins Wasser stechen, sagen wir uns: Jetzt wollen wir es schaffen. Jetzt erst recht.
Wie bleibt man eigentlich sauber am Yukon? Sorgt für ein bisschen Körperhygiene? Das werden wir oft gefragt. Lest deswegen hier bei uns eine neue Kurzgeschichte.
Über das Duschen am Yukon
Wer auch immer in der Menschheitsgeschichte die Dusche erfunden hat: Man überschütte ihn mit Lob und Gold. So lauten unsere Gedanken, wenn wir nach Wochen in der Wildnis gelegentlich das Glück haben, uns eine Portion heißes Wasser über unsere Abenteurerkörper fließen zu lassen.
Die Bedingungen sind meist kompliziert und selten komfortabel, sind meist abenteuerlich und selten hygienisch. Aber all das ist wie weggespült, wenn Schweiß und Sand von Hunderten Yukon-Kilometern dank einigen Litern warmen Wassers Geschichte geworden sind. Dann trocknen wir uns ab und spüren es, das kleine, wohlige Glück. Diese Momente der gefühlten Neugeburt sind uns nur wenige Male vergönnt. Und weil wir hart für sie gekämpft haben, bleiben sie uns nachdrücklich in Erinnerung.
Ein Dreibein taugt für vieles. Auch als Dusche.
Dreibein für großes Dusch-Vergnügen
Die allererste Dusche gönnen wir uns nach wenigen Tagen Yukon-Reise am Lake Laberge. Unser Körper pendelt da gerade noch zwischen Zivilisation und Verwilderung. Und wir beschließen an einem malerischen Strand zu Füßen von kiefernbewachsenen Bergen: Etwas warmes Wasser würde unseren Tag zu einem besseren Tag machen. Also bauen wir aus Treibholzstämmen und Packriemen eine Art überdimensionales Dreibein. Dann schleppen wir große Mengen Feuerholz zum Lager, um Yukon-Wasser auf Dusch-Temperatur zu bringen.
Bald brodelt und dampft und zischt es in unseren Töpfen. Und dann geben wir heiß zu kalt in unseren schwarzen Wassersack. Über Kies und Stein, im Adamskostüm, geht es damit zur improvisierten Duschstelle. Und während wir uns einseifen und das wenige warme Wasser über uns laufen lassen, blicken wir auf den Lake Laberge und den sich darin spiegelnden Sonnenuntergang. Und hoffen, dass da draußen nicht gerade ein Kanut mit Adleraugen oder Feldstecher unterwegs ist. Obwohl uns das mittlerweile auch schon egal ist. Das Leben in der Natur verschiebt die Schamgrenzen.
Einfach duschen kann ja jeder
Dunkelheit. Folterkeller. Wie im falschen Film fühlen wir uns in Dawson City, wo wir auf einem Campingplatz unterkommen. Campingplatz auf kanadisch bedeutet eine flache Wiese zum Zelten und einen Unterstand zum Kochen und Essen. Als wir nachmittags mit Sandalen und Shampoo bewaffnet Richtung hölzernes Duschhaus stolpern, schlägt uns beim Öffnen der Tür eine saunaartige Hitzewelle entgegen. Ein quadratischer Raum von vielleicht drei mal drei Metern, stockfinster, links ein riesiger Bollerofen, in dem das Holzfeuer prasselt und darüber reichlich Yukon-Wasser erhitzt. Und daneben ein weiterer Bottich mit kaltem Wasser.
Wir mixen uns in einem Messingeimer unsere Dusch-Mischung zusammen. Und dann setzen wir uns auf dieses Höckerchen inmitten des Raumes, nur von einem kleinen Oberlicht beschienen. Modell Eimerdusche! In einem Arrangement, in dem wir jeden Moment einen amerikanischen Agenten zum Verhör erwarten. Just in diesem Moment klopft dann tatsächlich jemand an – doch es ist nur der duschwillige Zeltnachbar. Die folgende Eimerdusche verschafft uns ein kurzes, aber wohltuendes Vergnügen.
Die Dusche macht, was sie will
Schikaniert fühlen wir uns hingegen beim Duschen in Ruby, viele Yukon-Meilen später. Wir kämpfen uns bei hochsommerlichen Temperaturen die Hügel des Dorfes hinauf. Selbst hier lauern die Mücken, als wir zunächst fast in einem Pumpwerk und dann doch in der Washeteria landen. Jan-Philipp und ich wollen gleichzeitig duschen und staksen in die beiden Waschräume. Doch mein Münzautomat verweigert beharrlich die Kooperation. Da stehe ich also, wie Gott mich schuf, und zwischen einer heißersehnten, nein, herbeigeflehten Dusche und mir steht eine unwillige Maschine. Wo man auch drückt und schlägt: die Münzen wollen nicht in den Schlitz.
Resignation, Frust. Doch dann öffne ich auf Verdacht den Duschhahn und kann mein Glück nicht fassen: Ein großer Schwall heißen Wassers prasselt auf mich herein. Ich jauchze, ich tanze und dusche mir doch erstmal möglichst schnell das Shampoo und den Dreck vom Leib. Wer weiß, wann dieser störrische Münzautomat die Wasserleitung kappt? Doch das hat er gar nicht vor, so dass ich mir den Luxus von zehn Minuten heißem Wasser gönne. Ich reibe mich trocken, ziehe mich an und marschiere tiefenentspannt zu Jan-Philipp. Um dann zu vernehmen, dass seine Dusche sogar alle seine Münzen angenommen hat. Um dann zur Belohnung nur ein bescheidenes Rinnsal eiskalten Wassers loszulassen.
Duschen oder nicht Duschen? Das ist in Tanana trotz Schimmels nicht wirklich die Frage.
Das Leben kann sehr sehr ungerecht sein. Und da wissen wir noch nicht mal, dass wir bald in einer wenig vertrauenserweckenden Privatdusche oberhalb der Post in Grayling duschen werden, deren Konstruktion aus freistehenden Rigipswänden und offen heraushängenden Leitungen besteht. Oder die in Tanana, in der ein Wasser- und Schimmelschaden vor einiger Zeit offenbar rabiat mit einem Bohrhammer innerhalb der Dusche bekämpft wurde.
Heiße Quellen in Alaska
Der unangefochtene Höhepunkt ist aber ein anderer. Eine heiße Quelle soll es geben, großartig für eine Dusche und ein Bad, hoch oben in den Bergen. Chris Breier, ein anderer Yukon-Abenteurer, hat uns davon erzählt. Doch hier hat man vor die heiße Quelle eine epische Schlacht mit den Moskitos gesetzt. In welcher Anzahl und Vehemenz die Tierwelt auf uns losgeht, bringt uns bei sommerlichen Temperaturen an unsere Grenzen. Die Moskitos krabbeln auf den Händen herum, versuchen, jeden freien Quadratzentimeter Haut zu erreichen. Und dann stechen sie so blutrünstig zu, als rechneten sie damit, dass erst in einem Jahrzehnt wieder derart leckere Abenteurer den Wald betreten werden. Wir kämpfen uns voran, es ist schweißtreibend, immer durch den Wald, durch einen Pfad inmitten von mannshohem Farn. Wenn wir uns jetzt nicht wie Abenteurer fühlen, wann dann?
Heiße Quelle am Yukon: Wer bietet eine bessere Dusche in der Wildnis?
Uns so waten wir auch noch durch einen Bachlauf, biegen zwei Mal verkehrt ab und hören dann durch unsere Ohren aus der Ferne ein Rauschen. Und kurze Zeit später erreichen wir ein Wasserbecken, das mit blauer Folie ausgelegt ist. Was da vor sich hin sprudelt, ist nicht nur kristallklares Wasser, es ist heiß! Und so streifen wir unseren Netzhut ab und lassen das Nass über unser Gesicht fließen. Jan-Philipp hat schnell genug, weil ihn schon wieder die Moskitos auf dieser Lichtung plagen. Aber ich, ich kann einfach nicht aufhören, kniend vor diesem Wasserbassin, mir immer und immer wieder diese unglaubliche Wohltat von heißem Wasser über das Gesicht laufen zu lassen, bald tauche ich tief ein und genieße es in vollen Zügen. Und ich kann mit Fug und Recht sagen: Das ist die schönste Dusche meines Lebens.
Bis heute denken wir manchmal daran, was für ein Privileg das eigentlich ist, so lange und so oft duschen zu können, wie wir wollen. Ohne stundenlange Vorarbeit, ohne Münzeinwurf und ohne Moskitos. Aber so aufregend und schön ist es halt irgendwie auch nicht. FOTOS: YUKON-BLOG.DE
Sie wollen ihren Traum vom Yukon 2018 leben: Louis und Quentin aus Frankreich planen für Juni ihr dreimonatiges Abenteuer auf dem großen Fluss. Die beiden 21-jährigen Franzosen haben wir kennengelernt, weil sie uns wegen unserer Erfahrungen angeschrieben hatten. Und was sie vorhaben und wie sie es umsetzen, ist beeindruckend. (PDF-Interview in English.L’interview français via Google Translate.)
Für dieses Interview haben wir länger mit Quentin über den gemeinsamen Yukon-Traum gesprochen. Warum eine Mundharmonika an Bord nicht fehlen darf, wie sich die beiden Franzosen auf den Lofoten vorbereitet haben. Und warum ihre Aufregung inzwischen ungeahnte Höhen erreicht hat.
Yukon 2018: Interview mit einem Abenteurer
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Warum wollt Ihr unbedingt auf den Yukon? Der Mississippi und der Amazonas sind ja auch lange Flüsse …
Quentin: Louis und ich hatten beide eine tiefe Sehnsucht nach diesem einen Abenteuer unseres Lebens. Das war vor drei Jahren, als wir gerade erst unser Studium aufgenommen hatten. Allerdings wussten wir da noch überhaupt nicht, was das denn eigentlich für ein Abenteuer werden und wo es stattfinden sollte. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht einmal, dass wir es am Ende zusammen angehen würden. Doch was uns schon immer innewohnte, war die Faszination von der nordamerikanischen Wildnis. Von mysteriösen und wunderschönen Orten mit atemberaubender Natur und völliger Einsamkeit.
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Wie haben sich Eure Abenteuer-Pläne für den Yukon seitdem entwickelt?
Quentin: Louis war der erste, der aus seinen Träumen Realität werden lassen wollte. Nach umfangreichen Recherchen war für ihn klar, dass das Paddeln für ihn der beste Weg für Reisen über extreme Distanzen ist. Paddeln ist komfortabler und weniger kräftezehrend als eine Fernwanderung oder eine Radtour. Es ist nicht derart anspruchsvoll wie Motorsport oder Reiten. Außerdem führen Flüsse nun mal oft durch die abgeschiedensten Ecken der Welt, was einem das Reisen durch echte Wildnis ermöglicht. Zu guter Letzt hat man auf dem Fluss immer in klares Ziel vor Augen: das Meer!
Als wir über unsere Träume sprachen, wurde uns klar: Wir sollten sie uns gemeinsam erfüllen.
Auch wenn wir bis dato nur sehr wenig Erfahrungen im Wassersport hatten, schien die Reise mit einem Kajak also für unser Abenteuer sehr vielversprechend zu sein. Im Kajak würden wir genügend Platz für Zelt und unsere Ausrüstung haben und gleichzeitig fernab von Straßen und Zivilisation unterwegs sein. Im nächsten Schritt war die Entscheidung für den Yukon für uns nur folgerichtig. Es ist ein sehr ambitioniertes Vorhaben, weil der Fluss mit 3200 Kilometern sehr lang ist und Alaska vollständig durchquert. Aber es stellt immerhin keine extremen Anforderungen an die eigenen Paddelfähigkeiten, weil es keine schwierigen Wildwasser-Passagen gibt.
Schön, wenn man eine Drohne hat.
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Die meisten Yukon-Abenteurer paddeln allein. Was steckt hinter Eurem Duo? (ein Konzept, was wir natürlich empfehlen können…)
Quentin: Die eigentliche Idee entsprang Louis‘ Fantasie und seinen Recherchen. Eigentlich wollte er die Yukon-Expedition alleine angehen. Ich selbst hatte wie erwähnt zwar ebenfalls Pläne für ein verrücktes Abenteuer, die aber eher vage waren. Als wir über unsere Träume sprachen, wurde uns klar: Wir sollten sie uns gemeinsam erfüllen. Wir kommen gut miteinander aus, haben auch schon gemeinsame Erfahrungen als Pfadfinder gemacht. Und nicht zuletzt: Wir hatten eine ähnliche Vorstellung von unserem Abenteuer. Ich musste dann nur noch herausfinden, ob ich einen derart langen Trip mit meinem Studium vereinbaren kann. Als das geklärt war, haben wir uns mit fliegenden Fahnen auf den Yukon als gemeinsames Ziel eingeschworen.
Alleine ein solches Projekt anzugehen, erschien mir für einen 21-Jährigen ohne jede Kanu-Erfahrungen unverantwortlich. Als Team helfen wir uns gegenseitig, können über die Erfahrungen sprechen und schöne Momente teilen, und es wird unsere Freundschaft stärken.
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Wie wollt Ihr auf dem Yukon 2018 Eure Aufgaben an Bord und an Land verteilen? Wo seht Ihr Eure Stärken und Schwächen?
Quentin: Die Rollenverteilung ergibt sich für uns durch unsere unterschiedlichen Talente und Charaktere. Nach zwei Jahren Kajak-Erfahrung hat sich das sehr gut eingespielt. An Bord ist Louis der Schlagmann und ich selbst der Steuermann. Nur am allerersten Tag haben wir mal getauscht und danach die Rollenverteilung nie wieder in Frage gestellt.
An Bord haben wir eingespielte Rollen.
Da ich selbst ein wenig größer bin, macht es mir nichts aus, hinten zu sitzen. Ich steuere das Boot mit den Pedalen und dem Ruder und kümmere mich um die Navigation. Louis ist etwas kleiner und sitzt gerne vorne, weil er von dort auch die bessere Position für Fotos hat. Er kümmert sich aber ebenso um die langfristige Routenplanung. Und er vertraut meinen Fähigkeiten als Steuermann, was etwa das Vermeiden von Hindernissen oder Wellen angeht.
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Und wie wollt Ihr das gemeinsame Leben an Land in Kanada und Alaska gestalten?
Quentin: Viele Aufgaben muss man sowieso zusammen erledigen. Klare Präferenzen haben wir aber trotzdem: Ich beispielsweise liebe es, mit einem Lagerfeuer den Anfang zu machen und mich dann um das Kochen zu kümmern. Louis hingegen stromert gerne herum, macht Fotos, spürt Feuerholz auf und sorgt sich um frisches Wasser. Und jeder von uns wird natürlich ohne zu Murren Aufgaben übernehmen, wenn der andere mal erschöpft ist.
Glücklicherweise ergänzen wir uns also mit unseren Stärken und Schwächen hervorragend. Louis ist sehr gut im Organisieren, im Verfolgen von Plänen, bei den tagtäglichen Aufgaben. Er kümmert sich akribisch um alles, was im Abenteuerleben fundamental wichtig ist. Ich hingegen bin vielleicht etwas weniger umsichtig bei diesen Aufgaben, lasse mich ablenken und ich bin nicht so akribisch. Außerdem kann ich sich ständig wiederholenden Aufgaben wie dem Abwasch wenig abgewinnen.
Auf der anderen Seite glaube ich, dass ich bei unvorhersehbaren Ereignissen meinen Mann stehe. Bei allem Unplanmäßigem etwa, bei Stürmen, Kälte, wenn wir in schwierigen Situationen die Oberhand behalten müssen.
Nautiraid Grand Raid II: Das Boot, das über den Yukon soll.
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Kannst Du Eure geplante Rollenverteilung denn mal auf einen Nenner bringen?
Quentin: Falls und wenn wir das Yukon-Abenteuer meistern, werden wir vermutlich sagen: „Ohne Louis hätte es diese Expedition niemals gegeben. Und ohne Quentin hätten wir sie niemals gemeistert.“
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Und was für ein Boot soll Euch drei Monate sicher bis nach Emmonak bringen?
Quentin: Wir haben die verschiedensten Kajaks in Ruhe verglichen. Klar war jedoch, dass unser Boot faltbar oder aufblasbar sei muss, um am Ende in den Flieger zu passen. Wir wollten es auch nicht erst in Whitehorse kaufen, um schon im Vorfeld ein Gefühl für die Beladungsmöglichkeiten und das Handling auf dem Wasser bekommen zu können. Entschieden haben wir uns am Ende für ein Nautiraid Grand Raid II mit einer Länge von 5,40 Metern. Es handelt sich um ein Kajak mit einem hölzernen Grundgerüst, das man im Fall der Fälle reparieren kann. DerBootskörper besteht aus sogenanntem Hypalon aus natürlichem und extrem stabilem Kautschuk. Das Nautiraid Grand Raid II liegt auch bei voller Beladung sehr sicher auf dem Wasser.
Nautiraid ist ein renommierter französischer Hersteller. Die Kajaks sind alle „Made in France“ aus hochwertigem Material und aus unserer Sicht von unglaublicher Verarbeitungsqualität. Die Firma rüstet auch französische Spezialkräfte und die meisten maritimen Expeditionen aus.
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Ihr habt ja für die Vorbereitung einen Monat im arktischen Teil Norwegens verbracht. Wie war das?
Quentin: Um für den Yukon gerüstet zu sein, wollten wir einen Monat unter ähnlichen Bedingungen paddeln. Wir haben also nach einem Ort mit ähnlichem Wetter gesucht. Er sollte abgeschieden sein von der Welt, aber möglichst nah an Europa und per Zug oder Billigflieger zu erreichen.
Also haben wir nach Flüssen von etwa 1000 Kilometern Länge in Ländern recherchiert, in denen es kalt genug ist. Wegen einiger Empfehlungen und der Perspektive auf atemberaubende Aussichten fiel unsere Entscheidung auf die Lofoten. 26 Tage im Juli und August haben wir dort verbracht, sind am Flughafen von Narvik gelandet. Beginnend im Süden, haben wir dann das Archipel umrundet. Und haben immer versucht, genug Lebensmittel an Bord zu haben und alle Dörfer zu umgehen.
In Norwegen kamen wir viel langsamer voran als gedacht.
In Norwegen haben wir wirklich viel erlebt, darunter auch viele Überraschungen. Zum einen mussten wir feststellen, dass wir wegen der Gezeiten, der Strömung und der Wellen viel langsamer vorankamen als gedacht. Mehr als 35 Kilometer haben wir nie geschafft, das Minimum pro Tag lag bei fünf Kilometern und im Schnitt lagen wir bei 25. Zum zweiten war das Wetter wie gemacht für eine realitätsnahe Yukon-Erprobung. Die ersten zehn Tage waren sehr sonnig, wurden jedoch von extrem windigen, regnerischen und kalten Tagen abgelöst. Am landschaftlich schönsten Abschnitt herrschte dann wieder wunderbares Wetter, während anschließend eine Höllenwoche mit Kälte und Regen folgte.
Schlussendlich haben wir eine Menge über unser Boot gelernt, über richtiges Zeitmanagement, über die beste Ausrüstung für schlechtes Wetter. Und am wichtigsten über die geeignete Ernährung auf einem derart langen Trip. So lernten wir den Wert von Schokolade zur Aufbesserung der eigenen Laune zu schätzen. Ein Stück davon zu essen, war für uns immer der beste Moment des Tages.
Lofoten: Trainings-Tour mit spektakulären Aussichten.
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Wie denken eigentlich Freunde und Familie über Eure „Tour de Yukon 2018“?
Quentin: Insgesamt blicken sie mit Stolz und Respekt auf ein derart ambitioniertes und gewagtes Projekt. Und weil wir noch recht jung und noch Studenten sind, haben unsere Eltern auch das Recht, bei dem Thema ein Wörtchen mitzureden.
Sie sorgen sich natürlich wegen der Abgeschiedenheit, vor dem Verletzungsrisiko, vor einer Bärenattacke und ähnlichem. Aber dies hat sich glücklicherweise etwas gelegt seit unserer Expedition in Norwegen. Es macht allen Beteiligten Mut, wie akribisch wir uns auf die Yukon-Expedition vorbereiten. Um es auf den Punkt zu bringen: Alle wissen, dass dies kein Remake des Films „Into the Wild“ wird (Anmerkung: darin geht es um einen Amerikaner, der in Alaska die Freiheit sucht und schließlich den Tod findet). Außerdem haben wir ja ein Rückflugticket…
Familie und Freunde unterstützen uns nach Kräften. Wir wollen das zurückgeben, indem wir während unserer drei Yukon-Monate von uns hören lassen.
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Wie können wir denn ab Juni Euren Fortschritt auf dem Yukon verfolgen?
Quentin: Es ist uns ein Bedürfnis, die Welt an unseren Erfahrungen und unserem Wohlergehen teilhaben zu lassen. Dennoch haben wir uns bewusst dafür entschieden, die Yukon-Zeit mit Haut und Haaren aufzusaugen und unser normales Leben hinter uns zu lassen. Unser Ansatz wird deswegen ähnlich dem Eurigen sein. Und etwa aus einem Satellitentelefon bestehen, mit dem wir kurze Nachrichten versenden und ab und zu ein Telefonat absetzen können. Darüber hinaus haben wir einen GPS-Tracker.
Diese Expedition soll auch eine spirituelle Reise werden.
Die meisten Neuigkeiten wird unsere Familie auf unserer Facebook-Seite posten. Falls wir mal Strom und Internet entlang des Flusses haben sollten, sind vielleicht auch ein oder zwei Fotos drin. Ein internetfähiges Gerät werden wir jedoch aus Kostengründen nicht mitnehmen. Außerdem sind wir in punkto Energie weitestgehend abhängig von unserer Solar-Anlage. Und geladene Kamerabatterien sind uns am allerwichtigsten.
Quentin und Louis.
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Nehmt Ihr eigentlich ein Maskottchen oder einen besonderen Ausrüstungsgegenstand mit?
Quentin: In den letzten zwei Jahren haben wir eine enge Verbindung zu unserem Kajak aufgebaut. Wir haben es auf den Namen „Emmonak“ getauft – dem Dörfchen an der Beringsee, das nach mehr als 3000 Kilometern am Ende unserer Tour stehen soll. Uns erschien es als gelungener Name für ein Boot und es erinnert uns immer an unser Expeditionsziel Emmonak! Und vielleicht nehmen wir auch noch einen Teddybären oder etwas typisch Französisches mit.
Wir sind jung und haben unser Leben noch vor uns. Diese Tour wird uns sicher prägen und uns die Gelegenheit geben, über das Leben nachzudenken. Diese Expedition soll auch eine Art spirituelle Reise werden. Deswegen werden wir unser Kajak auch nicht besteigen, ohne zahlreiche Bücher und inspirierende Texte dabei zu haben. Und natürlich Notizbücher, um die Reise, unsere Erfahrungen, Gedanken und Gespräche festzuhalten.
Louis wird außerdem seine Kamera sehr wichtig sein, um wertvolle Momente für die Nachwelt festzuhalten. Ich selbst werde meine Mundharmonika mitnehmen und fleißig üben. Das Instrument könnte auch nützlich dabei sein, um die Routine aufzubrechen und die Stimmung im Camp aufzuhellen.
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Was sind denn jetzt Eure wichtigsten nächsten Schritte bei der Vorbereitung?
Quentin:Unsere Hauptsorge ist das liebe Geld. Wir sind schließlich Studenten – und diese Expedition ist und bleibt und wird sehr teuer. Wir müssen noch reichlich Ausrüstung kaufen. Beispielsweise Trockenanzüge und bessere Kleidung, das Satelliten-Telefon, bessere Paddel, viele kleinere Dinge. Außerdem brauchen wir natürlich auch noch einiges an Geld, um unterwegs Lebensmittel erwerben zu können. Oder am Ende für den Flug von Emmonak nach Anchorage. Wir haben uns für verschiedene Abenteuer-Stipendien beworben und werden darüber wahrscheinlich 3000 Euro erhalten. Aber das erfahren wir erst in Mai.
Außerdem müssen wir uns noch um die Formalitäten bei der Ein- und Ausfuhr einer Waffe kümmern. Wir müssen noch ein spezielles medizinisches Survival-Training absolvieren. Und manches mehr.
Quentin und Louis: Gestern Pfadfinder, bald auf dem Yukon.
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Zum Ende des Gesprächs hin: Was für Hoffnungen, Träume und Befürchtungen habt Ihr mit Blick auf Euer Abenteuer?
Quentin: Hoffnungen: Mit der Vorbereitung rechtzeitig fertig zu werden, so dass wir mit dem bestmöglichen Equipment auf den Fluss gehen können. Außerdem zumindest am Anfang gutes Wetter, um gut gelaunt beginnen zu können und in Ruhe einen Rhythmus entwickeln zu können.
Ängste: Wir fürchten uns vor allem, was unsere Reise ernsthaft gefährden würde. Wie Verletzungen, Krankheiten, Verlust oder Zerstörung unserer Ausrüstung. Außerdem sorgen wir uns vor unerfreulichen Begegnungen mit Bären und vor langanhaltendem extrem schlechtem Wetter.
Träume: Zu lange schon haben wir jetzt nur auf Fotos geguckt. Wir freuen uns jetzt auf den tatsächlichen Anblick von Bären und anderen wilden Tieren. Wir sind gespannt auf all das, was man nicht planen kann und was eine solche Tour so einzigartig macht: Netten Leuten auf dem Fluss begegnen, Fische zu fangen, gut zu essen. Wir sind insgesamt schon sehr aufgeregt und freuen uns, diese unglaubliche Wildnis zu entdecken.
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Wie aufgeregt seid ihr beiden denn inzwischen, auf einer Skala von 1 bis 10?
Quentin: Definitiv 10! Und je näher wir kommen, desto mehr steigt die Anspannung. Wir reden schließlich schon so so lange über diese Reise. Gleichzeitig wächst die Sorge, ob wir bei der Vorbereitung an alles gedacht haben. Aber ich schätze: Sobald wir im Flugzeug sitzen, wird diese Sorge verfliegen.
Louis, 21, studiert BWL in Lyon (Frankreich). Er liebt Rugby, Trekking und Wandern. Außerdem hat er in den vergangenen Jahren zusammen mit Quentin diverse Erfahrungen im Wassersport gesammelt: zwei Wochen auf der Loire und einen knappen Monat im arktischen Norwegen.
Quentin, 21, ist Franko-Amerikaner und studiert französisch-amerikanisches Recht nahe Paris, zuvor in Glasgow. Er liebt Sport aller Art, darunter Bergsteigen, Skifahren, Rugby. Ihre französische Facebook-Seite zu Yukon 2018 findet Ihr hier.
Wir haben dieses Interview auf englisch geführt, anschließend sinngemäß übersetzt und etwas geglättet. Das Original findet Ihr hier als PDF.
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