Kategorien
Expeditionsbericht

Die Tour puzzelt sich zusammen

Und wieder endete einer dieser langen kanadischen Sommertage. Dieser Mittwoch bildete den Abschluss unserer Yukon-Vorbereitungen. Morgen früh werden wir schließlich Whitehorse verlassen und mit unserem Kajak Richtung Beringsee paddeln.

Da uns gerade schon die Augen zufallen, hier eine kurze Zusammenfassung in Bildern für Euch.

(null)

So haben wir beim Einkaufen festgestellt, dass die Goldpfanne hier oben der Klassiker in der Quengelzone der Supermarktkassen ist. Aber Handschuhe und Maßbänder kann ja auch jeder.

(null)

Den Hauptteil des Tages haben wir in unserer kleinen Giftmischergarage verbracht, nachdem wir von Mückenshirt bis Müsli die letzten Besorgungen erledigt haben.

(null)

Es war dann doch eine echte Herausforderung, die großen Mengen an Lebensmitteln überhaupt in die Kisten und Säcke unterzubringen. Darunter Nudeln, Nüsse, Gewürze, Rosinen und unendlich viel mehr in rauen Mengen. Wir haben versucht, insbesondere von den selteneren Dingen alles mindestens für drei Wochen und länger einzulagern. Was am Ende dann für Speisen ergibt, da sind wir selbst schon gespannt.

(null)

So ähnlich wird die Konstruktion hinterher auf dem Boot aussehen. Es sieht abenteuerlicher aus, als es ist. Und dass wir damit weiterhin sehr kippstabil sind, hatten wir ja im Herbst schon getestet. Es gibt gefühlte 5000 Fächer und Stellen, wo man seine Sachen suchen muss. Aber auch das wird jeden Tag schneller gehen, so dass wir uns nach und nach in die Abläufe und Feinheiten eingrooven werden.

(null)

Nach dem Abendessen stand dann noch dieses etwas größere Boot auf der Tagesordnung, die SS Klondike. Sie brachte im vergangenen Jahrhundert unter anderem Erz und Felle von Dawson nach Whitehorse. Unglaublich, dass die SS Klondike mit 1,30 Meter Tiefgang auskam. Zu Hochzeiten des Goldrauschs waren 250 solcher Schaufelradampfer auf dem Yukon unterwegs. Wir werden morgen früh dann schließlich auch auf dem großen Fluss unterwegs sein. Wir haben zwar kein Erz an Bord, aber dafür eine große Portion Abenteuerlust und Vorfreude.

Kategorien
Expeditionsbericht

Yukon, wir kommen!

22.35 Uhr deutscher Zeit, jetzt geht es wirklich los! Die Rettungswesten sind mit SOS-Transponder, Feuerzeugen und Geld gepackt, die Bug- und Hecktaschen bis zum
letzten Kubikzentimeter ausgenutzt. Und unsere bärensicheren Peli-Kisten sind voll mit weiterer Ausrüstung, Elektronik und Lebensmitteln. Und wir selbst, wir fühlen uns gut vorbereitet und sind sehr gespannt, was uns auf dem Yukon erwartet.

Herzlichen Dank übrigens noch einmal an alle, die uns auf so vielfältige Weise unterstützt und die Daumen gedrückt haben. Danke!

Ab sofort werden die Fotos hier zur Ausnahme, da wir nur noch über unser Iridium-Satellitentelefon bloggen können. Wir wollen aber dennoch regelmäßig darüber schreiben, was wir auf unserer Tour durch die kanadische Wildnis erleben. Und zusätzlich gibt es ja die Google-Inreach-Karte (Passwort y15), wo wir täglich unseren aktuellen Standort per GPS markieren.

Auf dem Foto sieht man übrigens Josie und Ricky, die uns fantastisch unterstützt haben. Josie and Ricky, You are the best!

Vor einem Jahr bei unseren ersten Vorbereitungen war die Flussreise noch sehr weit weg. Doch nun, da heißt es tatsächlich: Leinen los!


English summary: After one year of preparation, the Yukon moment is here. We stand at the riverside, with all of our equipment from boat and solar panel to pelican cases and food. Thank you so much Ricky and Josie for support, it was such a pleasure! Although we don’t really know what will happen on the trip, we feel well prepared and are looking forward to our Yukon experience. From now on, we will blog from time to time via satellite phone. You are also warmly invited to follow our itinerary via Delormes Inreach-Map (Password: y15). Now: Cast off! The Yukon River is waiting for us.

Kategorien
Expeditionsbericht

Die erste Nacht am Yukon

Mitternacht. Wir liegen endlich im Zelt, alle Mücken sind ausgesperrt, der erste Paddeltag liegt hinter uns. Der Fluss wollte uns allerdings nicht mit seiner Strömung mit sich führen, sondern der Wind blies und mächtig ins Gesicht. Dennoch haben wir es in einem halben Tag bis kurz vor den Lake Laberge geschafft.

Außerdem haben wir zwei nette Österreicher kennengelernt, und dann auch ein Lager gemeinsam errichtet. Inklusive Würstchen am Lagerfeuer, traumhafter Kulisse, Bärensicheres Lagern der Säcke in den Bäumen, dazu als gemeinsames Abendessen frische Würstchen, Erbsensuppe und Brot. Morgen geht es auf den Lake Laberge.

Für alles andere zu müde und erschöpft. Aber die kanadische Wildnis, die ist wirklich atemberaubend. Schaut Euch doch noch diese Bilder an.

(null)

(null)

(null)

Kategorien
Expeditionsbericht

Rendez-Vous mit Meister Petz

Wir haben ihn tatsächlich gesehen, einen ausgewachsenen Braunbären. So richtig glauben können wir es noch nicht, immerhin sind die Tiere extrem scheu. Es gibt reichlich Kanuten, die wochenlang durch Kanada paddeln, ohne einen einzigen Grizzly auch nur aus der Ferne zu Gesicht zu bekommen. Nicht so bei uns, und das an Tag 2: Wir waren offenbar zufällig genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und konnten einen Bären beobachten, der eine Portion Yukon-Wasser trank und sich dann wieder ins Gebüsch trollte.

Grusel? Faszination? Nervenflattern? Freude? Wahrscheinlich war es heute eine Mischung aus allen vier Dingen.

Umso mehr ist es auch eine Erinnerung, wie wichtig das Thema Bärensicherheit zu nehmen ist. Das bedeutet also: alles wegschließen, was riecht. Sämtliche Lebensmittelreste verbrennen. Laut reden, bevor man in den Wald geht. Damit hat man schon 99% aller Bären in die Flucht geschlagen, erst recht bei zwei Reisenden. Für das mögliche eine Prozent haben wir aber natürlich auch eine Lösung: Zunächst Bear Bangers – eine Art Signalrakete, die bei Abschuss laute Geräusche macht. Außerdem Bärenspray: superstarkes Pfefferspray, was das Tier außer Gefecht setzt. Und als letzte Option haben wir ja auch noch die Pumpgun, wobei die wirklich fürs Gefühl ist. Die Kanadier machen sich über die Vorsicht der Europäer eh eher lustig.

Wir beherzigen trotzdem weiter brav alle Bären-Tipps, so haben wir heute eine Art sieben Meter hohes Stativ aus Holz gebaut, an das wir die Lebensmittelsäcke hinaufgezogen haben. Und so laufen und paddeln wir dann hier weiter beruhigt durch die Gegend, auch wenn man ganz anders als daheim in den Wald schaut. Und wir genießen weiter sensationelles Wetter, ebensolche Aussichten – und heute eben den Anblick eines echten Braunbären.

English summary: Yes, we really saw one. One big, fascinating Grizzly drinking some Yukon water on the shore. Such an amazing experience, we had to share it with you. And it is a short reminder to keep bear safety in different dimensions a daily task. But, hey, wow, we saw a bear on day two!

Kategorien
Expeditionsbericht

Unterwegs in der Postkarten-Idylle

Wunderschönes Kanada, wunderschöner Yukon. Vier Tage sind wir jetzt schon unterwegs, und immer wieder überwältigt von der Natur. Der Tag ist vom morgendlichen Lagerfeuer bis zum abendlichen Lagerfeuer so ausgefüllt, dass man noch gar nicht dazu kommt, das alles einzuordnen und zu begreifen. Deswegen hier erstmal nach Mitternacht ein paar Eindrücke und Beobachtungen.

Der Yukon sieht hier gerade, nach ungefähr 140 Kilometern, so aus wie das Mittelmeer. Wir rasten Nähe des Zuflusses des Teslin River. Man paddelt über den schneller werdenden Fluss, fährt vorbei an Steilhängen, Wäldern, Bergen, idyllischen Buchten, Kiesstränden mit blühendem Schnittlauch. Wir haben mittlerweile mächtig viel Sonne abbekommen, unsere Bärte werden länger, der Lebensrhythmus wird ganz vom großen Fluss geprägt.

Was am Anfang am ersten Tag ein zufälliges Zusammentreffen mit zwei Österreichern war, hat sich mittlerweile zur festen Paddelgruppe mit Herwig und Volkmar entwickelt. Zu viert schlagen wir unser Nachtlager auf, kochen, quatschen, paddeln und rasten. Zu den beiden bald mal mehr, dann auch mit Foto, wenn die Satellitenverbindung hier im Busch nicht streikt.

Am längsten Tag des Jahres – 21.6. – sind wir hier immer noch im Hellen unterwegs. Den potentiell tückischen Lake Leberge haben wir schon erfolgreich hinter uns gelassen, ebenso die traumhaft schönen Thirty Miles mit vielen historischen Relikten aus der Goldgräberzeit. Wir planen derzeit, bis Dienstagabend in Carmacks zu sein. Die erste Siedlung, seitdem wir Donnerstagmittag die Zivilisation verlassen haben. Im Moment ist es eine tolle Reise durch eine unberührte Naturlandschaft, und einen Gold-Rush-Kurs gibt es gratis dazu. Bald wieder mehr, vielleicht gibt es in Carmacks Mobiles Internet und wir können euch eln paar Bilder schicken. Gold schürfen wollen wir auch noch.