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Expeditionsbericht

Yukon, wir kommen!

22.35 Uhr deutscher Zeit, jetzt geht es wirklich los! Die Rettungswesten sind mit SOS-Transponder, Feuerzeugen und Geld gepackt, die Bug- und Hecktaschen bis zum
letzten Kubikzentimeter ausgenutzt. Und unsere bärensicheren Peli-Kisten sind voll mit weiterer Ausrüstung, Elektronik und Lebensmitteln. Und wir selbst, wir fühlen uns gut vorbereitet und sind sehr gespannt, was uns auf dem Yukon erwartet.

Herzlichen Dank übrigens noch einmal an alle, die uns auf so vielfältige Weise unterstützt und die Daumen gedrückt haben. Danke!

Ab sofort werden die Fotos hier zur Ausnahme, da wir nur noch über unser Iridium-Satellitentelefon bloggen können. Wir wollen aber dennoch regelmäßig darüber schreiben, was wir auf unserer Tour durch die kanadische Wildnis erleben. Und zusätzlich gibt es ja die Google-Inreach-Karte (Passwort y15), wo wir täglich unseren aktuellen Standort per GPS markieren.

Auf dem Foto sieht man übrigens Josie und Ricky, die uns fantastisch unterstützt haben. Josie and Ricky, You are the best!

Vor einem Jahr bei unseren ersten Vorbereitungen war die Flussreise noch sehr weit weg. Doch nun, da heißt es tatsächlich: Leinen los!


English summary: After one year of preparation, the Yukon moment is here. We stand at the riverside, with all of our equipment from boat and solar panel to pelican cases and food. Thank you so much Ricky and Josie for support, it was such a pleasure! Although we don’t really know what will happen on the trip, we feel well prepared and are looking forward to our Yukon experience. From now on, we will blog from time to time via satellite phone. You are also warmly invited to follow our itinerary via Delormes Inreach-Map (Password: y15). Now: Cast off! The Yukon River is waiting for us.

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Expeditionsbericht

Die Tour puzzelt sich zusammen

Und wieder endete einer dieser langen kanadischen Sommertage. Dieser Mittwoch bildete den Abschluss unserer Yukon-Vorbereitungen. Morgen früh werden wir schließlich Whitehorse verlassen und mit unserem Kajak Richtung Beringsee paddeln.

Da uns gerade schon die Augen zufallen, hier eine kurze Zusammenfassung in Bildern für Euch.

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So haben wir beim Einkaufen festgestellt, dass die Goldpfanne hier oben der Klassiker in der Quengelzone der Supermarktkassen ist. Aber Handschuhe und Maßbänder kann ja auch jeder.

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Den Hauptteil des Tages haben wir in unserer kleinen Giftmischergarage verbracht, nachdem wir von Mückenshirt bis Müsli die letzten Besorgungen erledigt haben.

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Es war dann doch eine echte Herausforderung, die großen Mengen an Lebensmitteln überhaupt in die Kisten und Säcke unterzubringen. Darunter Nudeln, Nüsse, Gewürze, Rosinen und unendlich viel mehr in rauen Mengen. Wir haben versucht, insbesondere von den selteneren Dingen alles mindestens für drei Wochen und länger einzulagern. Was am Ende dann für Speisen ergibt, da sind wir selbst schon gespannt.

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So ähnlich wird die Konstruktion hinterher auf dem Boot aussehen. Es sieht abenteuerlicher aus, als es ist. Und dass wir damit weiterhin sehr kippstabil sind, hatten wir ja im Herbst schon getestet. Es gibt gefühlte 5000 Fächer und Stellen, wo man seine Sachen suchen muss. Aber auch das wird jeden Tag schneller gehen, so dass wir uns nach und nach in die Abläufe und Feinheiten eingrooven werden.

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Nach dem Abendessen stand dann noch dieses etwas größere Boot auf der Tagesordnung, die SS Klondike. Sie brachte im vergangenen Jahrhundert unter anderem Erz und Felle von Dawson nach Whitehorse. Unglaublich, dass die SS Klondike mit 1,30 Meter Tiefgang auskam. Zu Hochzeiten des Goldrauschs waren 250 solcher Schaufelradampfer auf dem Yukon unterwegs. Wir werden morgen früh dann schließlich auch auf dem großen Fluss unterwegs sein. Wir haben zwar kein Erz an Bord, aber dafür eine große Portion Abenteuerlust und Vorfreude.

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Expeditionsbericht

Ein Königreich für Vollmilch-Pulver

Heute war unser großer Shopping-Tag. Was man dafür braucht? Eine lange, sehr lange Einkaufsliste, viel Zeit und wieder unseren völlig überdimensionierten, aber günstigen Van. Zumindest verfahren konnten wir uns dabei in Whitehorse nicht mehr, bei ungefähr 22.000 Einwohnern. Und sehr breiten, aber nicht sehr zahlreichen Straßen.

Also haben wir die kanadischen Supermärkte abgeklappert, vom SuperStore und Walmart bis hin zum Canadian Tire-Outdoorladen. Unsere Mission: All die Dinge auf Vorrat kaufen, die wir innerhalb der nächsten Wochen nicht oder nur noch schwer erwerben können. Also ziemlich vieles, was über die klassischen Kartoffeln-Zwiebeln-Nudeln hinausgeht.

So sah unserer Einkaufswagen am Ende des SuperStore-Besuchs aus.

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Nudeln, Gewürze, Fertignahrung, Studentenfutter und so vieles mehr. Das tolle ist, dass man sich hier alles in beliebigen Mengen abfüllen kann. Dabei gibt es nicht nur Nüsse und Getreidesorten, sondern auch Hühnchensuppezubereitung oder verschiedene Brausepulver. Klar, dass wir uns da so einiges geschnappt haben.

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Von deutschen Preisen darf man sich dabei weitgehend verabschieden. Als vermeintlicher Höhepunkt gilt hier ein Liter Olivenöl für umgerechnet schlanke 20 Euro. Aber irgendwie auch kein Wunder, wenn fast alles aus anderen Teilen Kanadas oder den USA hier in den hohen Norden gebracht werden muss.

Ein Traum war das einzige Milchpulver, was wir weit und breit finden konnten. Es sieht aus wie getrocknete Kälbermilch aus, und es riecht auch so. Echtes Vollmilchpulver gibt es hier einfach nicht, obwohl wir ein halbes Königreich dafür geben würden.

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Unser persönlicher Höhepunkt war aber der Riverside Grocery. Zu dem sind wir natürlich wieder standesgemäß vorgefahren.

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Beim Riverside tat sich hinter einer verwitterten Holzfassade eine faszinierende Welt irgendwo zwischen Tante-Emma- und Feinkostladen sowie Kiosk auf. Enge Regale, bis zur Decke gestapelt. Und tatsächlich anwesendes Personal, das gerne behilflich ist. Wie bei unserer ersten Anfrage nach Eipulver, was andernorts überhaupt nicht zu bekommen war. Beim Riverside haben wir immerhin etwas ähnliches gefunden, was zwar nicht für Rührei taugt, aber doch gut zum Backen und Kochen.

Für Verkäufer Levy war das allerdings erst der Anfang einer Shopping-Orgie, denn wir fanden von Gewürzen über Kartoffelpulver bis hin zu getrockneten Erbsen einfach vieles, was das Abenteurerherz höher schlagen lässt. Als Special Deal haben wir den kompletten Bestand an Dr. Oetker-Trockenhefe im Wert von 70 Kanadischen Dollar leergekauft. Verkäufer Levy und Meghan haben vermutlich den Umsatz des Monats gemacht, strahlen aber auf diesem Foto natürlich nur wegen unseres freundlichen Umgangs mit ihnen.

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Was haben wir dann noch unternommen? Alles in Zip-Lock-Beutel umpacken beispielsweise, Verpackung entfernen, umfüllen, Listen schreiben. Und Self-Storage-Vermieterin Josie mit diesem Anblick hier schockieren, wo wir alles fein säuberlich aufgestapelt hatten. Immerhin wurden wir als gut organisierte Deutsche tituliert, was wir dann mal als Kompliment nehmen. Morgen machen wir weiter.

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English Summary: We did a lot of shopping for our Yukon tour today. You can get a lot of things at the supermarkets, but we where overwhelmed by the offerings of the Riverside Grocery in Whitehorse. We had special items on our list such as Powdered Egg and Rise Yeast, and yes, we got it there. Our big van was finally packed full of food from almonds to noodles and sugar to cans with chunks of chicken. Hopefully, we manage to cook a convenient and tasty deal out of it every day.

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Expeditionsbericht

24 Stunden wach

Whitehorse. The eagle has landed. Um 14.50 Uhr Ortszeit (neun Stunden vor Deutschland) haben wir mit unserer Boeing wieder Boden berührt.

Unser Flug verlief reibungslos, war im wesentlichen geprägt von zwei Dingen: Essen und Aussicht. Ersteres deswegen, weil wir vor lauter in Zwei-Stunden-Abständen präsentierten Mahlzeiten fast gar nicht zum Schlafen gekommen sind (außer Power-Napping-Akrobat Jan-Philipp). Die Unterbrechungen haben wir uns aber gerne gefallen lassen angesichts frischem Obst, Käse-Joghurt-Pasta, Rinderfiletstreifen, Garnelen-Salat und Kirschkuchen.

Und dann, die Aussicht, Grönland. Ewiges Packeis, Gletscher, Berge. Zugefrorene Seen, Schnee, Moränen. Und gleichzeitig keinerlei Anzeichen auf menschliches Leben. Unsere Idee, uns mal eben für einen Tag per Fallschirm abwerfen zu lassen, haben wir dann aber doch nicht weiter verfolgt. Doch wo wir gelandet wären, hätte vermutlich noch nie ein Mensch zuvor einen Fuß gesetzt. Und dann natürlich nach sechs Stunden Kanada, die Seenplatte im Norden, eine ewige Landschaft. Und ein Flug über genau das Gebiet, wo früher einmal die ersten Abenteurer die Nordwestpassage und damit den Seeweg zwischen Europa und Asien entdeckten.

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Inzwischen sind wir 24 Stunden auf den Beinen, gerade haben wir noch etwas beim angesagten Klondike Rib & Salmon gegessen. Und nun braucht es eine Steigerungsform für „erschöpft“. Deswegen alles weitere zu diesem langen, langen Tag unter der kanadischen Mittsommernachtssonne bald. Darunter Höhepunkte wie drei nicht funktionierende Visa-Karten, aufgeschreckte Zöllner in Whitehorse, die Anmietung eines amerikanischen Van-Monsters sowie eine Fahrradtour mit rostigen Drahteseln durch Whitehorse. Jetzt aber übermannt uns erst einmal der Schlaf.

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Expeditionsplanung

Josie, Ricky und der rettende Lagerplatz in Whitehorse

Zwei Namen, die Ihr sicherlich noch öfter hören werdet: Josie und Ricky. Dank diesem Paar aus Whitehorse steht nun endlich die Transportkette für unsere Expedition. Die beiden Endvierziger sind selbst am Yukon groß geworden und betreiben ein Unternehmen namens Titanium Storage, das Lagerräume zur sicheren Unterbringung von Dingen aller Art vermietet. Und damit genau das, was wir brauchen, wenn wir Boot & Co. vorab zwischenlagern müssen.

Damit findet eine monatelange Planungsetappe endlich ihr Ende. Nach Scherereien mit Condor und LeisureCargo, nach Diskussionen mit DHL und UPS, nach Absagen und Irrungen und Wirrungen. Wir kamen uns schon vor wie in der DMAX-Serie Goldrausch in Alaska, bei der vor dem Happy End unzählige Hindernisse dramaturgisch perfekt in die Handlung eingestreut werden.

> Unsere aktuelle Logistik-Planung für Ausrüstung und Gepäck

  • April 2015, Deutschland: Bepacken der Ausrüstung auf eine Europalette und Verschiffung mit einer befreundeten Spedition nach Kanada.
  • Mai 2015, Kanada: Entgegennahme der Ausrüstung in Whitehorse durch Josie und Ricky von Titanium Storage. Sichere Lagerung und Aufbewahrung.
  • Juni 2015, Deutschland/Kanada: Flug mit Condor und der restlichen Ausrüstung nach Whitehorse. Umpacken der Ausrüstung vor Ort auf das Kajak, letzte Vorbereitungen. Dann Tourstart auf dem Yukon.
  • September 2015, Alaska: Geplante Ankunft in Emmonak/Beringsee. Versendung eines Teils der Ausrüstung per UPS nach Whitehorse. Flug mit Grant Aviation-Propellermaschine nach Anchorage. Von dort mehrtägiger Bustrip mit Alaska/Yukon Trails zurück nach Whitehorse.
  • September 2015, Kanada: Bepacken der Europalette, Abflug nach Frankfurt. Abholung der Ausrüstung in der Folgezeit und Zurück-Verschiffung.

Allerdings stellt selbst diese Logistik nur einen kleinen Teil der notwendigen Vorbereitung dar. Wollen wir reden über Stromversorgung, Flusskarten, Satellitenkommunikation, expeditionstaugliche Spritzschutzdecken? Gerne, aber ein andermal. Erstmal sind wir Ricky und Josie von Titanium Storage sehr dankbar, dass sie uns so tatkräftig unterstützen wollen. „Euer Trip klingt fantastisch und wir freuen uns schon jetzt, Euch im Juni kennenzulernen“, haben sie uns in einer Mail mit auf den Weg gegeben. Und einen neuen Fan haben wir vielleicht auch bald: Samson, Nachwuchskraft am Titanium Storage, vier Monate alt.

 

FOTO: TITANIUM STORAGE WHITEHORSE MiT FREUNDLICHER ERLAUBNIS