USA

Yukon. Emmonak. Ende einer langen Reise.

Yukon. Emmonak. Ende einer langen Reise.

Emmonak, Beringsee, Alaska. Nach 65 Tagen auf dem Yukon sind wir am Ziel unserer langen, grandiosen Reise.

Glücklich. Erschöpft. Überwältigt. Demütig. Stolz.

Heute hatten wir noch einmal schwer zu kämpfen mit den mit Abstand größten Wellen, dem stärksten Gegenwind, dem heftigsten Regen. Yukon, Du hast Dich zum Abschied noch einmal in Deiner rauen Schönheit gezeigt.

Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse. So viele, die wir noch nicht in Ansätzen verarbeitet haben. Egal. Wir sind am Ende einer 3200 Kilometer langen Reise auf dem großen Fluss durch Nordamerika. Eine Reise, die Spuren hinterlassen hat.

Emmonak, Beringsee, Alaska. Nach 65 Tagen auf dem Yukon sind wir am Ziel. Freunde, wir haben es geschafft!

English abstract: Emmonak, Bering Sea, Alaska. We really made it. So happy, exhausted, without words. 2000 miles on the Yukon River. What a trip of a lifetime.

Endspurt bis nach Emmonak

Heute gilt es, und ihr könnt bei unserem hoffentlichen Endspurt sozusagen live dabei sein.

Nach einem weiterem heftigen 12-Stunden-Paddeltag am Donnerstag – Heimweh und leichter Rückenwind – stehen wir am heutigen Freitag vor den Toren Emmonaks. Und dann: endlich mal wieder duschen… Da der Fluss-Führer die Kilometerangaben in diesem Abschnitt nicht nachvollziehbar berechnet hatte, sind wir nun trotz gestriger 80 Kilometer immer noch 35 entfernt. Und für nachmittags ist starker Wind vorhergesagt, außerdem warten noch in paar navigatorische Highlights wie Sandbänke, so dass wir wieder sehr früh starten. Andererseits, 35 Kilometer von 3200…

Zur Feier des Tages versuchen wir es heute mal mit einem batteriefressenden, aber viel genaueren Tracking. Alle zehn Minuten sollte die Karte aktualisiert werden. Ab etwa 19 Uhr deutscher Zeit könnt Ihr also, wenn Ihr wollt, verfolgen, wie wir uns die letzten Kilometer an Emmonak an der Beringsee heranarbeiten. Und hoffentlich gegen Mitternacht deutscher Zeit tatsächlich am Ziel ankommen, dem Ende unserer Yukon-Tour.

Live-Karte von unserer Yukon-Tour: Inreach-Karte (Passwort: y15)

Essen am Yukon: Zehn leckere Lagerfeuer-Mahlzeiten

Essen am Yukon: Zehn leckere Lagerfeuer-Mahlzeiten

Was isst man jeden Abend als Mahlzeit am Fluss, am Lagerfeuer, irgendwo in der Wildnis? Beim Gang durch die Supermärkte zu Beginn unserer Reise wurde uns jedenfalls schnell klar: Mit Fertigmahlzeiten kommen wir nicht weit, und wir wollen es auch nicht. Auch die erschütternde Zuneigung der Kanadier zu Käse in allen Verabreichungsformen teilen wir nicht uneingeschränkt. Wir hungern nun aber auch nicht am Yukon, sondern bereiten uns aus möglichst vielen frischen Zutaten, Grundlebensmitteln und improvisierten Rezepten jeden Tag eine – mehr oder weniger – schmackhafte Mahlzeit zu.

Wir präsentieren: Zehn Lagerfeuer-Mahlzeiten, mit denen wir am Yukon schon sehr gut satt geworden sind. Viele der Rezepte sind zur Nachahmung empfohlen. Allerdings plant für die Zubereitung in der Wildnis teilweise lieber einen ganzen Abend ein.

Menü 1: Outdoor-Pizza

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Auf den ersten und zweiten Blick nicht gerade das naheliegende Outdoor-Rezept, aber unübertroffen lecker. Für den Teig haben wir Wasser, Mehl, Zucker, Salz und Trockenhefe verwendet und ihn mit einer Nalgene-Flasche ausgerollt. Als Belag Tomatensauce aus Dosen, Mais, Paprika, Zwiebeln, Trockenfleisch sowie am Ufer geernteten wilden Schnittlauch. Dazu Gewürze wie Oregano, Thymian und Rosmarin, sogar Käse passte in Scheiben geschnitten obenauf. Auf einem Edelstahlblech ab aufs Lagerfeuer. Etwas schwierig ist es nur, den Schmelzpunkt des Käses mit dem Backen des Bodens zu synchronisieren. Die Belohnung ist dafür anschließend fürstlich: So eine gute Pizza haben wir selten gegessen. Schulnote: 1+.

Menü 2: Chicken-Curry

Motto „Kann man durchaus mal machen“. Zwiebeln und Paprika auf höchster Lagerfeuer-Stufe scharf anbraten. Mais kommt ebenfalls hinzu, die Sauce wird gebildet aus entrahmtem Milchpulver (Skimmed) und Wasser. Als Fleischbeilage eignen sich Hühnchenstückchen aus der Dose. Beim Abschmecken besser dezent mit Pfeffer und Curry umgehen, glaubt uns. 🙂 Den Reis haben wir separat gekocht. Anschließend gemeinsam servieren. Schulnote: 2, wenn man vorsichtig würzt.

Menü 3: Tonno-Gemüse-Pasta

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Ein simples Rezept aus gewöhnlichen Zutaten, es funktioniert auch mit Reis, was wir aber dennoch schätzen gelernt haben. Und was sich zu unserem Klassiker nach langen Paddeltagen entwickelt hat. Zwiebeln scharf anbraten, Paprika, Thunfisch aus der Dose und Mais anschließend hinzugeben. Nudeln separat kochen, Tomatensauce hinzugehen und alles noch ein wenig köcheln lassen. Schulnote: 1-

Menü 4: Süßer Kaiserschmarrn

Dieses Menü war auf einer Reise mit zwei Österreichern natürlich gesetzt. Zwölf frische Eier trennen und das Eiweiß – in aufopferungsvoller Arbeit nach einem Paddeltag – zu Eischnee schlagen. Ohne Schneebesen definitiv nicht zu empfehlen. Dann Eigelb mit ordentlich Zucker, einer Prise Salz und Milch verrühren, anschließend Weißmehl hinzugeben und alles vermengen. Zum guten Schluss nach Belieben Rosinen hinzu, Eischnee unterheben und in kleinerem Portionen ab in die Pfanne. Schulnote: 1, ein Traum nach getaner Arbeit.

Menü 5: Quinoa-Ensemble

Quinoa, was soll man sagen? Eine Zutat aus dem veganen Folterkeller für die Geschmacksknospen von Normalsterblichen (sorry, Jens). Die bunte Getreidevielfalt in unsere Packung haben wir „Vogelfutter“ getauft. Um das in einem irrlichternden Moment erworbene Quinoa dennoch zu einer zumindest für uns akzeptablen Speise zu verarbeiten, haben wir es mit Brühe quellen lassen. Anschließend haben wir angebratenen Mais und Paprika sowie Tomatensauce, italienische Kräuter und Dosen-Lachs hinzugegeben. Das fertige Menü sah optisch zweifelhaft aus, schmeckte aber überraschend gut. Schulnote: 2-.

Menü 6: Eierpfannekuchen mit Gemüse und Fleisch

Ein weiteres Rezept unter dem Motto „Gleiche Lebensmittel, aber neu verpackt“. Dazu Mehl – Zwölf frische Eier reichen für vier Personen… – und vier Esslöffel Eipulver, vier Esslöffel Milchpulver, ein Päckchen Backpulver sowie Salz und Zucker mit reichlich Wasser vermengen. Dann Paprika, Mais, Zwiebeln, Dosenpilze und Trockenfleisch vorsichtig anbraten und abschmecken. In einen großen Topf oder besser Pfanne viel Öl gießen, anschließend etwas Teig hineingeben und braten. Unser Pfannekuchen endete allerdings in einer Art herzhaftem Kaiserschmarrn. Schulnote: Sehr mächtig, 2-.

Menü 7: Minestrone-Suppe mit Nudeln

Ein Menü unter der Prämisse „Schnell, warm und sättigend“. Dazu einfach die Fertigsuppe mit zusätzlichen Nudeln anreichern und alles köcheln lassen. Geht wirklich schnell, schmeckt aber ausbaufähig. Schulnote: 3.

Menü 8: Gemüse-Polenta

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Maismehl quellen lassen, dann gedünstetes Gemüse nach Belieben hinzufügen. Masse auf einem Metallblech ausstreichen und bei geringer Hitze auf dem Feuer backen. Wenn möglich, gerne kurz vor dem Servieren mit frischgeerntetem Schnittlauch überstreuen. Ein Rezept, das die beiden wackeren Yukon-Paddler unterschiedlich überzeugt hat. Jan-Philipp vergibt eine 2, Philipp eine 4+.

Menü 9: Kartoffel-Püree

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Ein simples Menü, das aber beim Einsatz von frischen Kartoffeln zu einem abendfüllenden Projekt mit hohem Treibholz-Bedarf am Lagerfeuer wird. Kartoffeln also weich kochen, außerdem Zwiebeln braten und mit Trockenfleisch anreichern. Kartoffeln danach würzen, pürieren, Milch hinzugehen und mit dem Zwiebel-Trockenfleisch-Gemisch servieren. Schulnote: 2+.

Menü 10: Makkaroni and Cheese

Wenn es in Strömen regnet und eine ausgefeilte Outdoor-Küche an den Bedingungen scheitert, darf es auch mal schnelle Küche sein. Dazu in einem Topf die Nudeln kochen, im anderen die Milch-Käse-Sauce vorbereiten. Gräfe-und-Unzer-Kochbuch-Kategorie: „Gelingt leicht.“ Schulnote: Für ein Fertigmenü in Ordnung, 3.

Wenn Ihr neben der Zeit für das Zubereiten und Kochen auch noch die Lager- und Lagerfeuer-Errichtung, das Spülen und die Frischwasserzubereitung rechnet, dann hat das Wort abendfüllend wahrlich seine Berechtigung. Dennoch können wir uns schlimmeres vorstellen, als einen langen Paddeltag mit Lagerfeuer-Pizza ausklingen zu lassen, gefolgt von frischem selbstgemachtem Popcorn mit Zucker und Honig. Allerdings wird es im Flußverlauf immer und wesentlich schwieriger, an gute und frische Lebensmittel zu kommen. Unsere Küche wird also derzeit zwangsläufig eindimensionaler. Diese Umstand versuchen wir durch NOCH mehr Kreativität und beispielsweise selbstgebackenem Brot entgegenzuwirken.

Und vielleicht dient unsere kleine Menüsammlung ja auch dem ein oder anderen von Euch draußen oder daheim zur Inspiration? Wir sagen jedenfalls: Guten Appetit vom Yukon.


English abstract: Cooking in the wild mustn’t result in instant food and inedible meals. Therefore, we try to activate our cooking skills and prepare delicious things out of basic food such as flour, yeast, raisins, rice, skimmed milk powder and more. Then we combine it with fresh ingredients such as potatoes, pepper, onions and eggs. This resulted so far in four weeks of mostly tasteful, at least filling meals. In this blog post, we present a selection of ten of our best ones. Although we are not able to translate them to you, you can at least feel inspired by our photos.

Dosenbier mit den Bewohnern Fort Yukons

Dosenbier mit den Bewohnern Fort Yukons

Alles begann harmlos. Aber es endete in einer Nacht mit reichlich Alkohol und etwas mehr Gästen, als uns hinterher ehrlich gesagt lieb war.

Philipp will also gestern Abend eigentlich nur zwei junge Menschen auf einem Quad anhalten, um sie nach dem Weg zur Wasserstelle zu fragen. Kurzerhand geht es auf der Höllenmaschine weiter, im Eiltempo zum Wasser und dann zur Grundschule mit dem kostenlosen WLAN. Anschließend plaudert man noch eine Weile, bis die beiden Mittzwanziger Jordan und Harlan schließlich Philipp mit seinen Wassersäcken wieder am Zelt absetzen.

So weit, so unglaublich hilfsbereit und freundlich. Schnell macht dann im Camp das erste kühle Bier die Runde, dann auch zwei, und wir unterhalten uns angeregt über unsere Tour, Fort Yukon und über das Leben in Alaska. Doch plötzlich parken weitere Quads neben unserem Zeit. Dann kommt noch die Schwägerin dazu, ein befreundetes Ehepaar samt völlig betrunkenem Ehemann, zufällig vorbeikommende Bewohner, Freunde, Feinde, Bekannte. Und so wird die spontane Zusammenkunft plötzlich zu einer Fort-Yukon-Party unter freiem Himmel, Lite-Bier und Wodka kreisen, und weit nach Mitternacht spendet das prasselnde Lagerfeuer etwas Wärme.

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Bis hier hin ist es eine unerwartete, aber fröhliche und spannende Begegnung. Dann allerdings verlassen uns nach einem langen Paddeltag die Kräfte. Was die Furt Yukoner aber nicht davon abhält, kräftig weiter zu trinken, laute Musik zu hören und zu diskutieren. Alaska hat ein massives Alkoholproblem? Zweifelsohne. Ein Dilemma jedenfalls für uns: Die Menschen sind sehr gastfreundlich zu uns, haben Bier verschenkt, und es ist ihr Dorf, in dem wir zelten. Aber auch als wir taumeln und immer schweigsamer werden, kommt die Botschaft erst nach Stunden und immer deutlicherer Signale an. Dann kommen wir gegen drei Uhr ins Bett. Und sind dennoch sehr dankbar für diesen ungewöhnlichen und aufregenden Abend. Und eine Lektion haben wir auf jeden Fall gelernt: Ist der Anfang erst mal gemacht, ist man in den Dörfern Alaskas niemals allein.




English abstract: What had its beginning in a question about the right way to the potable water station, resulted in a wonderful alcohol-driven campfire night at our camp site with a lot of inhabitants of Fort Yukon. It was amazing to get to know the real people in Alaska. And, to be honest, after weeks of paddling we were finally also happy to get some sleep at 3am.

Hochsommer am Polarkreis: Ankunft in Fort Yukon

Hochsommer am Polarkreis: Ankunft in Fort Yukon

Wir paddeln nun offiziell durch ein Polargebiet. Gestern haben wir auf unserem Weg den Breitenkreis 66,56° überschritten, heute machen wir einen Pausentag in Fort Yukon. Allerdings fühlt sich dieses ominöse Polargebiet gerade sehr unarktisch an: Wir sind vielmehr mitten im Hochsommer Alaskas.

Seit mehreren Tagen haben wir hier Temperaturen jenseits der 28 Grad Celsius und keinerlei Regen. Unsere Bräune erinnert eher an einen Karibik-Urlaub als an eine Paddel-Expedition im hohen Norden Amerikas. Aber halt: Klage führen wollen wir nicht. Wir haben schon anderes Wetter, schon andere klimatische Bedingungen hier am Yukon erlebt. Und wir werden auch wieder völlig andere Bedingungen haben.

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Fort Yukon also, eine 800-Seelengemeinde fast am nördlichsten Punkt des Yukon. Wir haben unser Zelt auf einer Rasenfläche aufgestellt, die bisweilen als Versammlungsort für die Natives genutzt wird. Ansonsten, Fort Yukon, nun ja. Für Alaska-Verhältnisse eine riesige Stadt, allerdings ohne Straßenverbindung zur Außenwelt. Und dass alle Güter aus der Luft herantransportiert werden, merken wir am regen Flugverkehr über unseren Köpfen. Es reicht aber ein Blick auf den Kassenbon des Dorfsupermarkts. Wir sagen nur: Zehn Dollar für drei Paprika. Doch für frisches Obst und Gemüse haben wir diese Summeg erne bezahlt, so schwer ist es in Alaska zu bekommen.

Fort Yukon. Staubige Straßen, Nadelwald, Zweckbauten in allen Farben eines Tuschekastens. Verlassene Gebäude aus Wellblechpappe, herumrasende Quads. Ein Dieselgenerator, der ununterbrochen röhrt und das Dorf mit Strom versorgt. An das letzte Verbrechen kann sich hier keiner mehr erinnern, eine Person fungiert als Bürgerwehr, kutschiert aber eher gemütlich durch die Stadt und ignoriert Besucher mit verbotener Bierflasche in der Hand – wie unserer derzeitiger Mitreisender Garret. Oder Philipp, der sich nach dem Supermarkteinkauf auf der Ladefläche eines Pickups in halsbrecherischer Fahrt zurück zum Zelt bringen lässt.

Fort Yukon. 1280 Kilometer Yukon liegen hinter uns. Zeit, die Millionen Kleinigkeiten zu erledigen, die von Zeit zu Zeit anfallen. Wie zum Beispiel: Feststellen, dass das Bloggen über Satellit alles andere als reibungslos funktioniert und das System alle englischen Zusammenfassungen und einige andere Absätze verschluckt hat. Sorry, als die Iridium-Satelliten gebaut wurden, gab es noch keine Blogs. Wir arbeiten dran.

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Was erledigen wir sonst noch heute? Unsere Ausrüstung reinigen und in Ordnung bringen, Geräte laden, Kleidung waschen, Boot reparieren, Lebensmittel einkaufen und umpacken, alles wieder auf Vordermann bringen. Und ja, auch mal kurz Luft holen nach einem so großartigen ersten Monat hier in Nordamerika.

Live-Karte von unserer Yukon-Tour: Inreach-Karte (Passwort: y15)

English abstract: Sorry, the blogging via Iridium satellites is not without issues. Without any reason, the system didn’t post the last English abstracts we wrote for you. Hopefully, we have fixed that now. We try to attach the abstracts to the blog posts. So, what’s going on? We are beyond the arctic circle, but it doesn’t feel like it. We are seeing temperatures above 28 degrees Celsius and lots of sun. We are really enjoying this as we already had and definitely will experience other weather conditions again. We did a break in Fort Yukon for repairing things, doing the Laundry, stock up food and many more things which have to be done on such a long trip. We are now on Mile 795 of the Yukon River, and our expedition continues tomorrow morning.

Wir sind dann mal über den Yukon in die USA eingereist

 

Ja, wir haben amerikanischen Boden betreten. Welcome to the USA, welcome to Alaska! Wir haben es geschafft.

Die Einreise aus Kanada in die USA muss man sich allerdings unkonventionell vorstellen. Üblicherweise kommt ja an einem Flughafen an, geht mit dem Reisepass zu den Zollbeamten – und schon ist man ins andere Land eingereist. Doch was ist hier oben? Wenn wir auf dem Fluss von Kanada in die USA einreisen? Der Schlüssel zu allen Fragen ist ein unter Yukon-Paddlern legendäres gelbes Telefon. Das befindet sich in einer Nebenstraße von Eagle, dem ersten amerikanischen Dorf am Yukon. Und nur dieses verspricht eine legale Einreise.

„Haltet einfach am Ufer nach einem gelben Telefon Ausschau“, so wurde es uns im Vorfeld bedeutet. Dummerweise war da aber nichts, bis irgendwann ein kleines weißes Schild auftauchte. Das Telefon sei verlegt worden, Überschwemmung sei Dank, es sei nun einfach näher bei der Stadt. Da die aufgedruckte Wegbeschreibung wahrscheinlich nicht einmal Einheimischen etwas sagt, haben wir uns einen Bewohner geschnappt. Und haben es schließlich, trotz Kontakt mit einer unwissenden Nationalpark-Beamtin, tatsächlich vor das gelbe Telefon geschafft.

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Da hängt es dann schließlich, auf der Rückseite einer Wäscherei der Eagle Trading Co. am Anfang des Dorfes. Man öffnet eine große gelbe Plastikklappe. Und irgendwie erwartet man, dass dahinter das rote Atom-Telefon von Obama lauert. Stattdessen haben wir nach dem Abheben mit einem Beamten der US-Grenzbehörden gesprochen. Und mal wieder, siehe Visum, unsere halbe Lebensgeschichte erzählt. Inklusive aktueller Körpergröße und -Gewicht (gefühlt unverändert).

Nach zehn Minuten war der ganze Spaß vorbei. Einreise abgeschlossen. Sehr beruhigend allerdings, dass sich der Beamte unsere Daten nach eigener Aussage einfach auf einen Notizblock gekritzelt hat. Er würde die Daten dann schon an den Flughafen unserer Ausreise, Anchorage, weitergeben. Na, das hoffen wir dann mal auch. Freunde, es gibt Beweisbilder.

Nachdem wir einige Besorgungen gemacht haben in Eagle, werden wir weiterpaddeln und der derzeitigen Hitze trotzen. Doch viel entscheidender ist: Ab sofort flattert an unserem Boot die amerikanische Flagge. Und wir freuen uns riesig, das unser Abenteuer Yukon jetzt in den USA weitergeht

Ein sehr entspannter Besuch beim US-Konsulat Frankfurt

Das Visum in Reichweite

Ein sehr entspannter Besuch beim US-Konsulat Frankfurt

Alle Warnungen vor unfreundlichen Beamten und ewigen Wartezeiten haben sich nicht bestätigt: Heute war ich, Philipp, beim US-Konsulat in Frankfurt, um ein US-Visum zu beantragen. Denn wir Exoten wollen ja über den Yukon einreisen, was die Amerikaner erstmal ein wenig in rechtliche Verwirrung gestürzt hatte. Am Ende gilt unsere Fluss-Aktion jetzt als Landeinreise und damit brauchen wir, sapperlot, eigens ein Visum. Denn das vereinfachte visumfreie Waiver-Programm funktioniert nur, wenn man über einen Hafen oder Flughafen einreisen würde. Und an der Grenze zu Alaska wartet nunmal kein Beamter zur Passkontrolle auf uns, sondern nur ein einsames gelbes Telefon im Wald mit direktem Draht zur US-Einwanderungsbehörde.

Hier mal ein kleiner Erfahrungsbericht aus diesem pastellfarbenen, streng abgeschirmten Frankfurter Konsulatsgebäude.


So läuft es im US-Konsulat in Frankfurt ab

Schritt 1: Noch im Freien stellt man sich zunächst an der linken der beiden Warteschlangen an. Ist man an der Reihe, muss man an einem Outdoor-Schalter seinen Reisepass und das DS-160-Dokument vorlegen. Dieses erhält man aber zusammen mit einer Wartemarke zurück. Anschließend stellt man sich in die zweite, rechte, Schlange, in der man einen stylishen Gefrierbeutel in die Hand gedrückt bekommt. Da kommen alle Hosentascheninhalte und der Gürtel hinein.
Schritt 2: Immer in Fünfergruppen geht es in ein vorgelagertes Gebäude, in dem eine Sicherheitskontrolle wie in einem Flughafen wartet. Die eigenen Dokumente, der Gefrierbeutel und die Jacke kommen in eine blaue Kiste zum Röntgen. Man selbst geht durch eine Kontrollschleuse. Ist alles in Ordnung, darf man alles wieder an sich nehmen.
Schritt 3: Durch den gesicherten Innenhof geht man zum eigentlichen Konsulatsgebäude. Hier gibt man in einem Vorraum seinen Gefrierbeutel wieder ab und stellt sich dann in die nächste Schlange. An einer Rezeption erklärt man sein genaues Ansinnen, die eigenen Dokumente werden daraufhin überprüft und neu sortiert.
Schritt 4: Beim B2-Urlaubs-Visum stellt man sich anschließend in die nächste Schlange gleich nebenan. Der Angestellte nimmt dort den Reisepass und DS-160-Dokument an sich, anschließend muss man die Abdrücke von allen zehn Fingern abgeben.
Schritt 5: Nun geht zu einem weiteren Schalter, an dem man eigentlich nur kurz „Hallo“ sagt, seinen Pass hinterlegt und erneut die Abdrücke seiner rechten Hand abgibt (warum auch immer). Anschließend gibt es die Information, in welchem der voneinander abgetrennten Wartebereiche im Atrium man warten soll.
Schritt 6: Bis jetzt war alles Vorgeplänkel. Im großen Atrium des Konsulats sitzt man nun vor mehr als 20 Schaltern und einer Anzeige, welche Wartemarkennummer gerade an der Reihe ist. Erst einmal wartet man aber längere Zeit. Bei mir hat es rund eine Stunde gedauert, bis es weiterging. Das Interview kann bereit nach wenigen Minuten vorbei sein, während es bei anderen teilweise mehr als 20 Minuten gedauert hat.
Schritt 7: Schließlich steht man dem Menschen gegenüber, der über das eigene Visum entscheidet. Er stellt einige Fragen: Wie und wann man einreisen will? Was man plant? Ob einen jemanden begleitet? Die Beobachtungen zeigen, dass dieses Gespräch

Schritt 8: Nach einer hoffentlich ausgesprochenen Zusage darf man das US-Konsulat wieder verlassen. Und bekommt das brandneue Visum in etwa einer Woche per Post nach Hause geschickt.

 

Tipps für das US-Konsulat in Frankfurt

US-Generalkonsulat
Gießener Straße 30
60435 Frankfurt/Main (Google Maps, Street View)

ÖPNV: Vom Hauptbahnhof mit der U-Bahn U5 bis „Gießener Straße“. Dies ist die elfte Haltestelle nach etwa zwanzig Minuten Fahrzeit. Von dort aus am Blumenladen rechts und dann solange geradeaus, bis das Konsulat auf der linken Straßenseite auftaucht.

Parken: Begrenzte Möglichkeiten am Straßenrand von Gießener und Wetzlarer Straße. Teilweise muss man einen Parkschein ziehen.
Elektronische Geräte wie Smartphones oder Tablets müssen zuhause bleiben. Verboten sind beispielsweise auch spitze Gegenstände, Waffen und große Taschen. Eine vollständige Liste gibt es beim US-Konsulat als PDF. Es ergibt Sinn, so wenig wie möglich mitzubringen.

Gepäck-Verwahrung: Der Kiosk am US-Konsulat (Google-Maps) an der Kreuzung von Marbach- und Gießener Straße nimmt Geräte und Taschen zur Verwahrung entgegen. Außerdem gibt es am Hauptbahnhof Schließfächer in unterschiedlichen Größen ab vier Euro.
Mitgebracht werden muss auf jeden Fall der eigene elektronische Reisepass mit biometrischem Fingerabdruck. Außerdem benötigt Ihr die DS-160-Bestätigung vom Visum-Formular sowie die Terminbestätigung. Ein Passfoto in Papierform wird erwartet, bei mir im konkreten Fall aber nicht verwendet. Weitere Unterlagen hängen vom Visum-Typ ab.
Bei mir hat es insgesamt zwei Stunden gedauert, es gibt aber Berichte über drei oder noch mehr Stunden Wartezeit. Haltet Euch den Tag also besser frei.

Bringt Euch auch etwas zum Lesen mit. Die Warterei kann sich ziehen, und da ist man für etwas Ablenkung dankbar. Die eigenen Unterlagen zum zehnten Mal durchzulesen, langweilt auch schnell. Alternativ kann man mit vielen Besuchern in Kontakt kommen, darunter sind teilweise auch US-Amerikaner.
Seid freundlich. Muss man natürlich eigentlich nicht dazu sagen. Die persönliche Erfahrung zeigt jedenfalls: Es wird erwidert, und die ganze Sache läuft für alle Beteiligten angenehmer ab.

Ein „Yes, sir“ oder „Yes, madam“ hat ebenfalls bei den Amerikanern noch nie geschadet. Obwohl viele Ansprechpartner Deutsche sind oder deutsch sprechen, ist das Englische sehr hilfreich bis notwendig.
Kleine und große Notfälle: In der hinteren linken Ecke des Wartesaals in Frankfurt steht ein kleiner Kiosk. Dort bekommt man Kaffee und Snacks und tauscht ein paar Worte mit dem Verkäufer. Außerdem stehen in einer Reihe noch Passbild-Automat, Briefmarken-Automat und ein Kopierer.

Gutes Gelingen! 🙂

Vor der Beantragung des US-Visums haben wir jedenfalls gedacht, dass wir Deutschen die Meister der Bürokratie wären. Allerdings wird schon beim Ausfüllen eines vielseitigen elektronischen Formular namens DS-160 klar, dass dieser Titel spätestens seit 9/11 auch von den USA beansprucht wird. Aktueller Arbeitgeber, frühere Arbeitgeber, Hochschulen, Bruttoeinkommen, bereiste Länder, genaue Reiseroute und vieles mehr darf man da angeben. Haben wir nicht gerade erst Augenfarbe und Körpergewicht nennen müssen? Und dann gilt es noch zu bestätigen, dass man mit Terroristen nichts am Hut hat und auch vorerst nicht plant, sich paramilitärisch auszutoben. Okay, der Yukon-Trip wird vielleicht Züge davon tragen… Scherz!

US VISA. (C)SHUJENCHANG/PUBLIC DOMAINDie Visa-Bewerbung im Konsulat besteht dann neben Sicherheitskontrollen aus zahllosen Schritten, bei denen man von einer Schlange zur nächsten und von einem Officer zum nächsten hüpft. Doch hauptsächlich harrt man am Ende in geradezu kontemplativer Stille in einem Atrium der Dinge, die da kommen. Wenn man in die leeren Augen der meist jungen Besucher schaut, rührt die größte Verzweiflung aber offenbar daher, dass Handys gar nicht erst mit ins Konsulat gebracht werden dürfen.

Ein Gefühl wie in einem Aquarium. Da wartet man dann also in diesem lichtdurchfluteten und mit US-Flaggen geschmückten Saal und sitzt auf Stühlen, die es maximal mit den Sitzmöglichkeiten eines Campingplatzes in, sagen wir, Klagenfurt aufnehmen können. Die umgebenden Wände sind bestückt mit eingelassenen Scheiben, hinter denen die Konsulatsangehörigen an einem Schalter sitzen. Es fühlt sich ein bisschen an wie in einem Aquarium – wobei man immerhin noch überlegen darf, wo nun drinnen und wo draussen ist. Die Beamten sind aber ausgesprochen freundlich, teilweise sogar fröhlich. Könnte es daran gelegen haben, dass ich als Postadresse des Aufenthalts in Alaska pauschal angegeben habe: „Straße: Yukon River, Stadt: Yukon River“?

Am Ende geht dann alles ganz schnell, und der sympathische Officer wünscht noch einen „Great trip on the Yukon, happy kayaking!“. Bilanz nach zwei Stunden Konsulatsaufenthalt, 128 Euro Gebühren und handgestoppten 26 Mal „Yes, Sir“: Visum, check! Vielleicht war es einfach ein gutes Omen, dass direkt über meinem Schalter eine Flagge Alaskas wehte.

FOTOS: SHUJENCHANG/PD, GOOGLE STREET VIEW

 
 

As our port-of-entry in the US will not be a harbor or an airport, we needed a visa for the USA. After we completed the comprehensive DS-160 form for a nonimmigrant visa, we went to the US consulate in German bankers capital Frankfurt today. Although we’ve been warned that the officers are not always that friendly, we had a very positive experience. Despite the fact that we waited two hours until our visa was finally approved, all officers were on their best behavior and even offered to speak German. So we are happy to celebrate a „Mission Accomplished“ concerning our US and Canada entry.


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